Zum Tag des Ehrenamts: Freiwillige Helfer in der Kinderhospizarbeit sind StĂŒtze der Palliativversorgung in Deutschland
Irgendwie scheinen die Tage von Ute Kaiser mehr Stunden zu haben als die anderer Menschen. Die 57-JĂ€hrige lebt in einer kleinen Gemeinde bei Bad Krozingen, im Ă€uĂersten SĂŒdwesten Deutschlands. Ihr Zuhause teilt sie derzeit mit Unmengen an Kartons und Kisten, die sich sogar bis in ihre KĂŒche stapeln: denn Ute Kaiser setzt sich mit voller Energie ehrenamtlich fĂŒr die Kinderhospizarbeit in Deutschland ein.
âHier sortiere ich gerade Spiele, die dem Bundesverband Kinderhospiz gespendet wurdenâ, erklĂ€rt sie und rĂ€umt eifrig Schachteln hin und her. âDiese Sachspenden sollen Familien zu Gute kommen, die ein lebensverkĂŒrzend erkranktes Kind haben. Ich gebe sie gegen Spenden bei verschiedenen Adventsbasaren ab.â UnermĂŒdlich tritt Ute Kaiser fĂŒr den BVKH in Erscheinung, macht auf die schwierige Lage der Betroffenen aufmerksam, wirbt fĂŒr UnterstĂŒtzung und VerstĂ€ndnis, sammelt Spenden.
Ohne Menschen wie Ute Kaiser wĂ€re die Kinderhospizarbeit in Deutschland schlicht nicht zu leisten: die vielen Tausende Ehrenamtlichen, die sich in ambulanten Diensten oder stationĂ€ren Einrichtungen oder eben auf Ebene des Dachverbands engagieren, tragen das System der palliativen Versorgung. Dabei gibt es natĂŒrlich leichtere Jobs. âEs macht mich oft traurig, sogar wĂŒtend, wenn ich mitbekomme, wie die Menschen wegschauenâ, berichtet Ute Kaiser. FĂŒr den Bundesverband Kinderhospiz wird sie oft in der Ăffentlichkeitsarbeit aktiv. Sie ist bei Messeauftritten dabei und bei InfostĂ€nden â und kennt die Kommentare derjenigen, denen das Thema zu schwer ist. âDabei kann es fĂŒr jeden von uns so schnell anders sein.â Betroffen macht sie, miterleben zu mĂŒssen, wie Familien mit einem unheilbar kranken Kind sozial ausgegrenzt werden. Um ganz direkt mit den Betroffenen in Kontakt zu sein, hat Ute Kaiser ein Praktikum bei dem stationĂ€ren Kinderhospiz âSterntalerâ in Dudenhofen gemacht. âDas hat mich sehr stark geprĂ€gt, die unglaubliche Liebe und Achtsamkeit, mit der das Personal nicht nur den kranken Kindern begegnet, sondern auch den Familien und untereinanderâ, sagt Kaiser. Deshalb hat sie nun auch noch die Zusatzqualifikation erworben, mit der sie als ehrenamtliche Betreuerin ambulante Kinder- und Jugendhospizarbeit leisten darf. Auf ihren ersten Einsatz bei einer Familie freut sie sich, gleichzeitig ist es sehr aufregend: âich begegne den Betroffenen mit unwahrscheinlichem Respekt!â
âDie ehrenamtlichen Mitarbeiter sind eine SĂ€ule der Kinderhospizarbeitâ, weiĂ auch Sabine Kraft, GeschĂ€ftsfĂŒhrerin des Bundesverbands Kinderhospiz. âSie leisten unschĂ€tzbare Hilfe, fĂŒr die wir alle sehr dankbar sind.â Gerade in Zeiten, in denen es so hektisch zugehe und viele eben nicht mehr die âOmaâ oder den âOpaâ um die Ecke hĂ€tten, in denen die Arbeit immer gröĂeren Raum einnehme und jeder mit sich selbst beschĂ€ftigt sei, seien Ehrenamtliche unverzichtbar, so Kraft: âNatĂŒrlich ersetzen wir damit keine Fachaufgaben, aber Anpacken, Zuhören, Aufmerksam machen, Spielen, Vorlesen⊠es gibt unzĂ€hlige Möglichkeiten, sich einzusetzen. Beim Bundesverband wird beispielsweise das OSKAR Sorgentelefon ĂŒberwiegend von ehrenamtlichen Mitarbeitern getragenâ, berichtet Kraft. Als Telefonberater wurden die Ehrenamtlichen professionell geschult, nun ist immer einer von ihnen, 365 Tage im Jahr, rund um die Uhr, kostenlos und anonym unter der OSKAR-Nummer 0800 8888 4711 erreichbar. Auch die Weihnachtspaket-Aktion des BVKH, bei der Hunderte Familien und Kinderhospize mit wunderbaren Sachspenden beschert werden, ist nur mit Hilfe von Ehrenamtlichen zu stemmen. âIhnen gebĂŒhrt unsere gröĂte Hochachtung und WertschĂ€tzungâ, so Kraft.
Ute Kaiser belĂ€dt derweil das Auto ihrer Tochter. Sie ist âein bisschen stolzâ, den Sinn fĂŒr soziale Verantwortung offenbar an ihre Kinder weiter gegeben zu haben: ihre Familie unterstĂŒtzt ihren Einsatz fĂŒr die Kinderhospizarbeit voll und ganz. âMir macht das einfach richtig SpaĂ!â, lacht sie. Durch ihren Beruf ist Kaiser zu dem Thema Sterbebegleitung gekommen: als Krankenschwester ist sie als Wohnbereichsleitung in der Altenpflege tĂ€tig. Doch privat und ehrenamtlich, an ihren freien Tagen, setzt sie sich fĂŒr junge Patienten ein. âHospizarbeit fĂŒr Erwachsene ist ganz anders als die mit Kindernâ, berichtet sie, âes werden ja nicht nur die Kranken, sondern auch die Angehörigen betreut. Ich möchte einfach denen helfen, die Hilfe brauchenâ, fasst Kaiser zusammen.
Am 5. Dezember ist Tag des Ehrenamts. Zumindest fĂŒr diesen einen Tag wĂŒnscht sich Ute Kaiser: âHelfen kann und sollte jeder. Aber noch wichtiger ist: nicht wegschauen!â
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